Seit dem 01.01.2024 führt die BUPNET GmbH (Wer ist die BUPNET GmbH?) das Projekt „Care transforms Work“ durch. Das Projekt wird aus Mitteln der Europäischen Union finanziert.
Das Projekt möchte Arbeitgeber*innen zu den verschiedenen Möglichkeiten der Unterstützung pflegeder Angehöriger informieren.
Immer mehr Menschen betreuen und pflegen andere Menschen in Ihrem persönlichen Umfeld.
Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland wird allein durch die zunehmende Alterung bis 2055 um 37 % zunehmen. Laut den Ergebnissen der Pflegevorausberechnung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wird ihre Zahl von rund 5,0 Millionen Ende 2021 auf etwa 6,8 Millionen im Jahr 2055 ansteigen. Dabei werden bereits 2035 etwa 5,6 Millionen (+14 %) erreicht. (Pressemitteilung Nr.124 des Statistischen Bundesamtes vom 30.März 2023).
Beruf und Pflege unter einen Hut zu bringen, kann für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine große Herausforderung darstellen. Insbesondere wer sich um seine pflegebedürftigen Angehörigen kümmern muss, steht oft vor der Frage, wie er den Beruf und die Pflege vereinbaren kann. Doch nicht nur die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben hier eine Herausforderung zu meistern. Auch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber müssen sich mit diesem Thema auseinandersetzen und sich Gedanken darüber machen, wie sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich unterstützen können.
Die Region
Das Projekt „Care transforms Work“ wird in der Region der Allianz für Fachkräfte Nordostniedersachsen durchgeführt (Wer ist die Allianz für Fachkräfte Nordostniedersachsen?).
Die sechs betroffenen Landkreise Harburg, Lüneburg, Heidekreis, Uelzen, Lüchow-Dannenberg und Celle sind zwar sehr heterogen, z.B. was das Bevölkerungswachstum betrifft. So sagt die Prognose für die Landkreise Harburg und Lüneburg ein steigendes Bevölkerungswachstum voraus, was auf die Nähe der Metropolregion Hamburg zurückzuführen ist, während die Landkreise Heidekreis, Uelzen, Lüchow-Dannenberg und Celle sinkende Bevölkerungszahlen erwarten können.
Die Landkreise haben aber in dem das Projekt betreffenden Kern ähnliche Probleme: eine alternde Gesellschaft, immer mehr pflegebedürftige Personen, die dann in vielen Fällen von pflegenden Angehörigen (mit-) versorgt werden. So stellt die Pflegestatistik 2021 fest, dass vier von fünf Pflegebedürftigen (84%) zu Hause gepflegt werden (hier gibt es nur bundesweite Zahlen). Ein Großteil davon allein von Angehörigen. (Statistisches Bundesamt (Destatis) (2022): Pflegestatistik. Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung. Deutschlandergebnisse. 2021.) Diese Zahl ist steigend. In den meisten Fällen wird diese Pflegearbeit von Frauen übernommen (67%) ((Rothgang, H. & Müller, R. (2018). Pflegereport 2018 – Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse, Band 12, BARMER. Berlin.).
Care Work ist weiblich – der Gender Care Gap
In Deutschland gibt es verschiedene Kennziffern, die den Stand der Gleichstellung von Frauen und Männern anzeigen. Der bereits geläufige Gender Pay Gap verdeutlicht die Lohnlücke zwischen beiden Geschlechtern.
Zudem gibt es den Gender Care Gap. Dieser neue Indikator wurde im Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung entwickelt. Er zeigt den unterschiedlichen Zeitaufwand, den Frauen und Männer für unbezahlte Sorgearbeit aufbringen. Diese Tätigkeiten umfassen sämtliche Arbeiten im Haushalt und Garten, die Pflege und Betreuung von Kindern und Erwachsenen sowie ehrenamtliches Engagement und unbezahlte Hilfen für andere Haushalte. Die Anfahrtszeiten werden bei der Berechnung des Gender Care Gap mit einbezogen.
Frauen leisten mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer
Aus dem Gutachten für den Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung geht hervor, dass Frauen für Care-Arbeit deutlich mehr Zeit aufwenden als Männer. Der Gender Care Gap beträgt 52,4 Prozent. Das bedeutet, Frauen verwenden durchschnittlich täglich 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Umgerechnet sind das 87 Minuten Unterschied. So leisten Männer pro Tag im Schnitt zwei Stunden und 46 Minuten unbezahlte Sorgearbeit, bei Frauen sind es vier Stunden und 13 Minuten. Wobei Frauen dabei häufig die körpernahen Pflegeleistungen vollbringen, Männer in vielen Fällen die körperfernen Pflegeleistungen, wie Einkaufen oder Raumreinigung etc.
Wirtschaftliche Nachteile als Konsequenz
Der Gender Care Gap zeigt: Frauen wenden häufig mehr Zeit für Hausarbeit und Kinderbetreuung auf als Männer. Das hat Konsequenzen für die Arbeitszeiten von Frauen und Männern: Männer arbeiten häufiger in Vollzeit als Frauen. Teilzeitbeschäftigung kommt bei Frauen deutlich häufiger vor als bei Männern.
Für Frauen ergeben sich dadurch wirtschaftliche Nachteile: Die daraus resultierenden niedrigeren Einkommen über den Lebensverlauf führen zu niedrigeren eigenständigen Alterssicherungsansprüchen.
Durch das Care-Work steigt das weibliche Armutsrisiko
Eine partnerschaftliche Teilung der Sorgearbeit kann daher eine Voraussetzung für gleichberechtigte Chancen von Frauen und Männer auf dem Arbeitsmarkt sein.
Der Fachkräftemangel
Diese pflegenden Angehörigen sind in zunehmend immer mehr Fällen auch Mitarbeiter*innen von Unternehmen. Damit trifft diese Problematik auf ein weiteres gemeinsames Problemfeld: den Fachkräftemangel. Pflegende Angehörige kommen in vielen Fällen in Konflikt mit der von Ihnen erwarteten Arbeitsleistung. Im schlechtesten Fall kommt es zur Niederlegung des Arbeitsverhältnisses und damit zur Verschärfung des Fachkräftemangels.
Für Unternehmen können hohe Kosten entstehen, wenn sie sich nicht aktiv um gute Lösungen bemühen: Einer Studie zufolge betragen die betrieblichen Folgekosten pro Beschäftigtem mit Pflegeaufgaben rund 14.000 EUR/Jahr.
(https://www.ffp.de/files/dokumente/2011/factsheet_folgekosten-pflege.pdf, S.3)
Kosten, die vermeidbar wären, denn Hauptkostenfaktoren sind erhöhte Krankheitszeiten, Kündigung und eine verminderte Leistungsfähigkeit.